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Autor: admin
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Mit dem Zug zur Kreuzfahrt
Die Idee zu dieser Reise entstammt einem eher unglücklichen Umstand: bereits im Mai 2023 buchten wir eine Kreuzfahrt mit NCL von Island nach Grönland und zurück, die im Juni 2024 stattfinden sollte. Für eine Reise nach Grönland erschien die Schiffsanreise als einzige standesgemäße Alternative, mangels Fähren sah ich keine andere sinnvolle Möglichkeit als eine Kreuzfahrt. Kurz nachdem die Flüge nach Island separat gebucht waren, kam die Hiobsbotschaft: die Route wurde kurzerhand „leicht“ geändert und führte nun von Island nach Norwegen und zurück, vermutlich weil die Fahrt nach Grönland zu dieser Jahreszeit nicht mehr sicher erschien, da wegen der Klimaerwärmung mehr Eisberge als früher zu dieser Jahreszeit die Schiffspassage gefährden könnten. Für Amerikaner mag diese Reiseroute vielleicht noch irgendeinen geographischen Sinn ergeben, aber aus europäischer Perspektive erschien das Ganze eher sinnlos. Eine komplette Stornierung wollte die Reederei mir aber wegen dieser winzigen Programmänderung nicht zugestehen, eine Umbuchung würde aber gehen. Ein neues Zielgebiet war schnell entschieden: es sollte in die Karibik gehen. Da der Jahresurlaub bereits geplant war, musste das Ganze im Jahr 2025 stattfinden – was ohnehin gut zur Karibik-Reisesaison um den Jahreswechsel passte. Nach Island reisten wir trotzdem in der geplanten Zeit im Juni 2024 und bereuten es nicht, statt Kreuzfahrt wurde es eine Camper-Rundreise.
Da die Kreuzfahrt am 03.01.25 beginnen sollte, blieben zwischen Weihnachten und dem Ablegen noch ein paar freie Tage, die verplant werden wollten. Und so machten wir uns am 26.12.24 auf den Weg nach Berlin, wo wir am 27.12.24 morgens gegen 10 bereits zum dritten Mal mit unserem „Stammflug“ UA 963 nach New York-Newark International abhoben.
Etwa 9 Stunden später, dank 6 Stunden Zeitunterschied gegen 12:50, erreichten wir pünktlich die USA und durchliefen die wenig sinnvoll organisierte, langwierige Einreisekontrolle. Samantha war solidarisch und wartete trotz amerikanischem Pass mit mir in der langen Schlange, am Ende hätte sie sowieso auf mich warten müssen – zu zweit wartet es sich besser.
Angekommen in Newark (Foto: S. E. Dunkel)Nachdem das alles geschafft war, machten wir uns wie schon 2023 mit der Monorail „Airtrain“ auf den Weg zum Flughafenbahnhof am Nordostkorridor. Diesmal ging es jedoch nicht nach New York, sondern in die andere Richtung. Mit Zug 649 „Keystone Service“ von New York Penn Station nach Harrisburg ging es bis Philadelphia 30th Street. Da der Zug etwa 20 Minuten Verspätung hatte, wir aber Zugbindung hatten, mussten wir mehrere Züge in die gewünschte Richtung fahren lassen, dafür war aber auch etwas Zeit zum Fotografieren im schönsten Sonnenschein:
Die von Siemens gebaute ACS-64 mit Nummer 667 passiert den Flughafenbahnhof Newark auf den Durchfahrtsgleisen
Ein noch klassischer Acela Express auf dem Weg nach Washington, D.C.Die Zugfahrt nach Philadelphia, Pennsylvania dauerte nur 1:35 h und war dank des bequemen und geräumigen Amfleet I-Wagenmaterials recht angenehm, abgesehen von einem pausenlos unangenehm laut in sein Telefon schreienden Zeitgenossen in der Reihe hinter uns. Kurz vor Erreichen des Ziels ergaben sich bereits eindrucksvolle Blicke auf die Geburtsstadt der USA.
Blick aus dem Zug auf die Skyline von Philly
Empfangshalle des Bahnhofs (Foto: S. E. Dunkel)Am eindrucksvollen Zielbahnhof angekommen, machten wir uns auf die Suche nach dem Eingang zur SEPTA-Metrostation. Dies war nicht so einfach, aber letztlich hatten wir sie gefunden und machten uns mit der Market-Frankford Line auf den Weg zur 13th Street, gelegen unter dem East Penn Square mit der City Hall. Dort hatten wir ein Zimmer im Residence Inn Hotel gebucht.
Blick vom Metro-Bahnsteig auf den U-Straßenbahn-BahnsteigNach dem Einchecken und kurzem Ausruhen machten wir uns auf den Weg zum Abendessen bei McCormick & Schmick’s Seafood & Steaks gleich um die Ecke. Wo wir teuer und lecker essen konnten. Danach ging es zurück ins Hotel, wo wir den mittlerweile doch schon recht langen Tag bald beendeten.
Aussicht aus dem HotelNachdem wir am nächsten Morgen, den 28.12.24, erstmal ausgeschlafen hatten, wollten wir etwas die Stadt und besonders den lokalen Nahverkehr erkunden. Wir begaben uns nach dem Check-Out und der Gepäckabgabe an der Rezeption also auf den Metrobahnsteig und warteten. Und warteten. Und warteten. Fahrgastinformation ist in diesem MIV-verliebten Land absolutes Neuland. Nach fast 30 min kam dann endlich mal eine passende Fahrt, mit der wir bis zur Station Girard fuhren. Dort wollte ich in die meiner Kenntnis nach noch mit PCC-Wagen gefahrene Straßenbahnlinie 15 umsteigen. Doch an der Oberfläche angekommen, gab es Ernüchterung: aus beiden Richtungen kamen Busse mit der entsprechenden Liniennummer gefahren, somit konnte man das also vergessen.
Einfahrt der Metro (Foto: S. E. Dunkel)
„Straßenbahn“ der Linie 15Als wir zurück auf den Metro-Bahnsteig wollten, stellten wir fest, dass die Eingangstore verschlossen waren. Wohl zur Einsparung von Kontrollpersonal konnte man zu dieser Zeit am Wochenende nur an dieser Station aussteigen, aber nicht einsteigen. Sehr sinnvoll an einer Haltestelle, die eigentlich verschiedene schienengebundene Verkehrsmittel miteinander verknüpfen soll… so liefen wir zur nächsten Metrostation, wo wir endlich Einlass fanden und mit gar nicht so ewiger Wartezeit auch wieder zur 13th Street zurückfahren konnten. Über eine Stunde hatten wir so schon weitgehend ergebnislos verschwendet. Als nächstes stiegen wir nun zu der mit Kawasaki-Triebwagen betriebenen Linie 34 um, die gemeinsam mit anderen Linien bis zur 33rd Street unterirdisch verkehrt und dann als normale Straßenbahn an der Oberfläche bis zur Endstation 61st & Baltimore fährt.
Kawasaki-Tw 9066 und sein Folgekurs an der Endstation 61st & BaltimoreAnschließend fuhren wir zurück zur 33rd, wo sich der Tunnelausgang befindet und der Umstieg zu weiteren Linien möglich ist.
Wagen 9091 auf Linie 36 verlässt den Stadttunnel an der 33rd StreetAufgrund des ungemütlichen Wetters setzten wir uns nach ein paar weiteren Fotos in die nächste Bahn, in dem Fall der Linie 11, und fuhren mit dieser bis zur Endhaltestelle Darby Transit Center.
Wagen 9000 in Sonderlackierung an der Endstelle DarbyDa die dort zeitweise ebenfalls aus anderer Richtung kommende Linie 13 zu dieser Zeit natürlich nicht verkehrte, ging es auf gleichem Wege wieder zurück. Es gab schließlich noch ein wenig touristisches Besuchsprogramm abzuarbeiten, wozu wir nach Umstieg in die Metro zur 5th Street begaben. Damit waren wir direkt am Independence Visitor Center angekommen, von wo aus wir uns dann nach Überquerung der Straße in der Schlange zum Liberty Bell Center einreihen konnten, genauer gesagt zur dazugehörigen Sicherheitskontrolle. Dort ausgestellt ist die sogenannte „Freiheitsglocke“, die zur ersten Verlesung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 8.Juni 1776 geläutet wurde und seitdem als Nationalsymbol der USA gilt. Gleichermaßen ist diese mit der Independence Hall Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Liberty Bell in PhiladelphiaNachdem wir das gesehen hatten, überquerten wir die nächste Straße und konnten gleich in der nächsten langen Schlange Platz nehmen, nämlich die zur Independence Hall. Eine erste Schlange war außen für die flughafenartige Sicherheitskontrolle, eine zweite dann anschließend im Innenhof, wo wir auf den Beginn einer Führung warten mussten. Bereits außen war uns klar geworden, dass wir fast die letzte Führung des Tages erreichen würden, was auch gerade so klappte. Allerdings kamen gut zwei Stunden Wartezeit zusammen. Dafür waren sämtliche Eintritte kostenlos.
Raum in der Independence Hall – hier liegen teils die Wurzeln zur Gründung der USANachdem wir uns alles angesehen hatten, ging es noch weiter zur Carpenters Hall, in der 1774 der erste Kontinentalkongress mit ersten Maßnahmen gegen Großbritannien den Grundstein für die Unabhängigkeit legte. Nach einem weiteren Abstecher zum Delaware River machten wir uns auf die Suche nach etwas zu Essen. Da Philadelphia für Philly Cheese Steak bekannt ist, war mein Essenswunsch klar. Nach einer Weile wurden wir fündig und konnten den Hunger stillen.
Der Verfasser verspeist sein Philly Cheese SteakNach weiterem Umherschlendern war irgendwann die Zeit gekommen, das Gepäck aus dem Hotel zu holen und sich zum Bahnhof zu begeben. Um 19:35 hatten wir den Zug 135 „Northeast Regional“ (Boston – Washington) nach Baltimore, Maryland gebucht. Die Fahrdauer von 1:33 h war natürlich wieder schnell vorbei. Wir warteten vorm Bahnhof ein paar Minuten auf unser bestelltes Uber-Taxi, welches uns dann in wenigen Minuten zum Hotel SpringHill Suites am Lexington Market brachte. Das Hotel hatte eine beeindruckende Eingangshalle, die in früheren Zeiten das Foyer einer Bank gewesen war, und eine gute Sicht auf die Markthalle „Lexington Market“, die wir leider nur geschlossen erlebten, da ja Wochenende war. Mittlerweile war es schon wieder sehr spät geworden, weshalb nur noch in einem Getränkegeschäft um die Ecke ein Absacker gekauft wurde und wir anschließend auch diesen Tag beendeten.
Am Morgen des 29.12.24 nahmen wir zunächst in der Lobby das typisch amerikanisch-enttäuschende Frühstück ein, das wir im Gegensatz zum Vortag diesmal mit gebucht hatten. Anschließend liefen wir, immer an der Straßenbahn entlang, zum ersten Ziel des Tages, dem B&O-Museum.
Wagen 5038 des Maryland Department of Transportation auf dem Weg zum örtlichen Flughafen in der Howard Street, Haltestelle Baltimore StreetNach einem 20-minütigen Spaziergang erreichten wir das Baltimore and Ohio Railroad Museum. Dessen Haupthaus ist ein sehr beeindruckender, mustergültig restaurierter Rundlokschuppen, ergänzt durch weitere Gleisanlagen im Außenbereich und in weiteren Hallen. Bei der Baltimore and Ohio Railroad handelte es sich um die erste Eisenbahn für den öffentlichen Verkehr in den USA, als Unternehmen bereits 1827 gegründet. 1828 begannen die ersten Bauarbeiten, ab 1830 fuhren die ersten Züge – zeitweise dank eines deutschen Direktors sogar mit durchgehender Tarifierungsmöglichkeit von Bremerhaven bis in den Mittleren Westen. Das Unternehmen bestand bis zu seiner Integration in die CSX im Jahr 1987. Das Museum selbst existiert bereits seit 1953 und wird aufgrund seiner umfangreichen Sammlung, die sich nicht nur auf die namensgebende Gesellschaft beschränkt, als bedeutendstes Eisenbahnmuseum der USA bezeichnet.
Das Museum von außen
Blick ins weihnachtlich geschmückte Rundhaus
Eine eher unglückliche Lokkonstruktion: CamelAn einem Außenbahnsteig stand auch ein Museumszug zum Mitfahren bereit. Aufgrund der beengten Situation am Bahnsteig war leider kein vernünftiges Foto vom Zug möglich. Der Zug fuhr etwa 2 km über die museumseigenen Anschlussgleise bis zur Abzweigweiche an der Mount Clare Branch und wieder zurück.
Nachdem ich das Gefühl hatte, im Museum alles gesehen zu haben, machten wir uns auf den Rückweg in die Stadt. Nun suchten wir den Bereich um den Hafen auf, um uns auch hier einer örtlichen Spezialität zuzuwenden: den Crab Rolls. Bei „Philips Seafood“ am Inner Harbor wurden wir fündig:
Crab Roll mit grünem SpargelEs schmeckte gut, aber trotz hoher Preise eher was für den hohlen Zahn. Aber so ist das eben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten für Reiche.
Da wir nun schon mal im Hafenbereich waren, ging es noch zu einer weiteren lokalen Sehenswürdigkeit: einem Leuchtturm mit sehr spezieller Form, dem Seven Foot Knoll Lighthouse.
Der Autor posiert vor dem LeuchtturmDa wir nun zurück ins Hotel mussten, um unser Gepäck abzuholen, aber nicht wieder den ganzen Weg zurücklaufen wollten, begaben wir uns zur örtlichen Metro. Dort stellte uns zunächst der Ticketautomat vor eine Herausforderung: dessen Kartenzahlungsmöglichkeit war ausgefallen, entsprechende Barmittel hatten wir jedoch gerade nicht zur Hand. Auf Nachfrage beim Sicherheitspersonal an den Bahnsteigsperren, wie wir dieses Problemchen denn lösen könnten, öffneten diese kommentarlos das Drehkreuz und ließen uns eben zum Nulltarif passieren. Die Preise für den Nahverkehr in den USA sind in der Regel gering, manchmal auch völlig kostenlos. Somit hielt sich der Verlust für das Unternehmen wohl in Grenzen.
Eine Metro brachte uns relativ zeitnah zurück zum Hotel, wo wir unser Gepäck mitnahmen und mit der Straßenbahn weiter zum Bahnhof fahren wollten. Am Automaten an der Haltestelle funktionierte die Kartenzahlung wieder und ich löste zwei Fahrscheine. Was allerdings auch nach 20 Minuten warten immer noch nicht kam, war die Straßenbahn. Ich schlussfolgerte daraus, dass es wohl ein Problem auf der Strecke gäbe – Fahrgastinformation war wie üblich mal wieder Fehlanzeige. Also nahmen wir unser Gepäck und liefen zum Bahnhof, was wir auch noch bequem schafften. Die Metrofahrt haben wir somit nachträglich doch noch bezahlt, die Nutzung der Straßenbahn ist uns dann eben leider nicht gelungen.
Unser Zug bei Einfahrt in die Baltimore Penn StationUm 16:50 verließen wir Baltimore mit dem „Northeast Regional“ Zug 161 in Richtung Washington, D.C., wo wir um 17:53 die Union Station und damit den Zielbahnhof des Zuges erreichten.
Der gleiche Zug im wunderschönen Bahnsteigambiente in Washington, D.C.Diesmal befand sich unser Hotel mit dem Phoenix Park Hotel praktisch gleich am Bahnhofsvorplatz, welcher jedoch genau wie das als Kathedrale des Verkehrs zu bezeichnete Empfangsgebäude des Bahnhofes gigantische Ausmaße hat. Nachdem wir an diesem Tag schon einiges an Wegstrecke zu Fuß zurückgelegt hatten, reichte es nach einem kleinen Spaziergang in Richtung Kapitol nur noch für einen Abendsnack bei einem Mexikaner im Bahnhof und danach war auch dieser Tag für uns beendet.
Auch der 30.12.24 hielt für uns wieder eine große Menge an Fußmärschen bereit, bevor wir endlich Zeit hatten, uns lange von den Strapazen zu erholen. Zunächst einmal liefen wir in Richtung des Kapitols. Da dort bereits erste Vorbereitungen zur Absicherung der Inthronisierung des neuen Herrschers liefen, konnten wir nicht wirklich bis ran.
Blick zum KapitolAnschließend liefen wir entlang der kilometerlangen, grünen Mall, vorbei an zahlreichen Museen und weiteren monumentalen öffentlichen Einrichtungen, zum Washington Monument. Aufgrund des Ablebens von ex-Präsident Jimmy Carter am Vortag hingen die zahlreichen Flaggen um das Monument auf Halbmast.
Das Washington MonumentWeiter ging es rund um das Tidal Basin, zuerst zum Jefferson Memorial und dann entlang dem Franklin Delano Roosevelt Memorial, Martin Luther King Jr. Memorial zum Lincoln Memorial.
Blick aufs Lincoln Memorial mit provisorischer, völlig entstellender RollstuhlrampeNach einem Abstecher zum Zaun des Weißen Hauses ging es mit der Metro zurück zum Bahnhof. Dort machten wir uns auf die Suche nach der auf der Rückseite gelegenen Haltestelle der einzigen Straßenbahnlinie der Stadt und wurden fündig:
Wagen 202 an der Haltestelle Union StationDie Mitfahrt auf der gut 3 km langen Linie entlang der H Street (ja, die Straßen sind wirklich teils „durchbuchstabiert“) und der Benning Road ist kostenlos. Trotzdem sind die Bahnen fast leer. Am anderen Endpunkt Benning Road Northeast besteht eine Sichtbeziehung zur Metro, die dort jedoch im Umfeld weit und breit keinen Bahnhof hat, womit die Chance verspielt wird, die Verkehrssysteme sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Da die örtlichen Verantwortlichen offenbar nicht in der Lage sind, integriert zu denken, ist das Ende dieses relativ jungen Straßenbahnbetriebs bereits absehbar.
Wagen 103 mit Ursprung in Tschechien am anderen Ende der Linie, im Hintergrund die Brücke der MetroWir fuhren zurück bis eine Haltestelle vor der Union Station, wo wir einen nett aussehenden Buchladen erspäht hatten. Dort erworben wir einige Druckwerke und machten uns danach auf den Rückweg zum Bahnhof. Anschließend besuchten wir das das benachbarte, auch nicht uninteressante Postmuseum. Danach hatten wir so langsam genug gesehen und holten das Gepäck aus dem Hotel. Dieses gaben wir anschließend an der Gepäckabgabe im Bahnhof auf und suchten danach noch für eine Weile die Lounge auf, zu der wir dank unserer folgenden Nachtzugfahrt im Roomette-Abteil Zugang hatten. Da der Zug einiges an Verspätung aufgesammelt hatte, ließ sich die Zeit so etwas angenehmer überbrücken.
Amtrak-Lounge in Washington, D.C.Um 19:24 sollte unser Zug 97 „Silver Meteor“, aus New York kommend, nach Miami abfahren. Die Reisezeit nach Miami sollte fast genau 24 Stunden betragen, sodass wir rechtzeitig zu den Silvesterfeierlichkeiten ankämen, wenn nichts Großes dazwischenkäme.
Zur Abfahrtszeit war der Zug, der eigentlich schon eine Stunde früher hätte ankommen sollen, noch nicht zu sehen. Erst um 19:42 kam er mit 82 min Verspätung an. Nachdem wir unser Abteil gefunden und uns etwas organisiert hatten, fuhr er um 20:20 mit noch 56 min Verspätung ab. Unmittelbar nach der Abfahrt gingen wir in den benachbarten Speisewagen (einer von zweien im Zug, der andere ist ein Bistro für Sitzwagenfahrgäste), um unser im Preis inbegriffenes Abendessen einzunehmen.
Blick in den Mittelgang unseres Roomette-Schlafwagens
Leider nur das Dessert – der Hauptgang, das Steak, war aber auch sehr gutNachdem sich die Siedlungsdichte vor dem Fenster nach dem Verlassen des Großraums Washington verringert hatte, begaben wir uns ins Abteil.
Eine Herausforderung wartete dort noch auf uns: selbst nach zu dem Zeitpunkt drei Jahren Beziehung war es für uns noch etwas befremdlich, dass die Toilette sich ohne jeglichen Schutz mitten im Abteil befand…
Lokus neben dem unteren BettAngenehm war, dass die in Längsrichtung angebrachten Betten sehr viel Platz boten und das obere Bett mit eigenen Fenstern versehen wurde. So ließ sich ein guter Teil der Reisezeit ganz gut aushalten, wenn wir nicht gerade im Speisewagen waren.
Nach einer relativ gut durchschlafenen Nacht graute der Morgen des 31.12.24 und vor dem Fenster hatte sich das Landschaftsbild erheblich gewandelt. Nachdem wir kurz nach Beginn der ersten Zugfahrt in Pennsylvania sogar einzelne Schneekrümel gesehen hatten, waren wir nun sichtlich in subtropischen Gefilden angekommen. Wir waren irgendwo zwischen South Carolina und Georgia, der erste Halt nach dem Aufwachen war jedenfalls Savannah, Georgia. Die Verspätung betrug zu der Zeit noch etwa 30 min.
Gemütliches Aufwachen im oberen BettDa wir ja Vollverpflegung gebucht hatten, machten wir uns zum zweiten Mal auf den Weg in den Speisewagen. Hier hatten uns die Bettflüchter offenbar schon alles weggegessen, sodass es nur noch French Toast gab, was ich eigentlich nicht wollte. Aber mangels Alternativen haben wir es natürlich genommen. Schon während des Essens bekam ich ein flaues Gefühl im Bauch, aber dachte noch nichts weiter dabei.
Frühstück im SpeisewagenWir gingen anschließend wieder zurück ins Abteil und machten es uns gemütlich. Leider wurde das Gefühl im Bauch nicht besser und mir ging es immer schlechter. Irgendwann schleppte ich mich zum Mittagessen, bekam aber von meinem Club Sandwich kaum noch was runter. Bilder sind dabei auch keine mehr entstanden. Währenddessen hatten wir längst Florida erreicht und holten dabei fleißig Verspätung auf. Ab West Palm Beach waren wir plötzlich deutlich vor Plan unterwegs, was aber offensichtlich kein Grund ist, die planmäßige Abfahrtszeit abzuwarten. So fuhren wir dort 14 min zu früh ab und und holten mit jedem der nächsten vier Zwischenhalte weitere 3-4 Minuten auf. Unseren Zielbahnhof Miami erreichten wir so 44 min vor Plan und hatten somit von Washington fast 2 Stunden weniger im Zug verbracht als geplant. Dass es auch ganz anders gehen kann, wenn wichtige Güterzüge im Weg sind, sieht man aber auch in den Verspätungsstatistiken. Es wäre auch nicht auszuschließen gewesen, dass wir wegen Verspätung den Jahreswechsel im Zug verbringen.
Angekommen in Miami – der Lokführer hat sein Gepäck schon hübsch drapiert, während unseres noch aus dem Gepäckwagen entladen wirdNachdem wir unsere Koffer zurückbekommen hatten, warteten wir auf unser Uber, das uns zu unserem Hotel in Miami Beach bringen sollte. Recht bald kam es auch und wir checkten für die nächsten drei Nächte im The Meridian Miami Beach ein.
Dort erwarteten uns bereits meine jetzigen Schwiegereltern, mit denen wir noch zu einem Kubaner essen gingen. Da es mir immer noch schlecht ging, hatte ich daran keine richtige Freude und verschlief den Jahreswechsel im Hotel.Am 01.01.25 fuhren wir zuerst zum Gold Coast Railroad Museum, das sich gleich neben dem Zoo in einem Gelände ehemaliger Luftschiffhallen befindet. Eigentlich war die Eingangstür abgeschlossen, da aber Leute drinnen zu sehen waren, klopften wir an, erklärten, dass wir teils extra aus Deutschland hergekommen wären und uns gerne das Museum anschauen würden. Glücklicherweise ließ man mit sich reden, man würde nur gerade eine neue Mitarbeiterin einarbeiten – das störte uns natürlich nicht.
Im Museum besteht seit 1957 und beherbergt anderem den 1929 gebauten und 1942 zum Präsidentenwagen umgebauten Wagen „Ferdinand Magellan“, der von den Franklin D. Roosevelt, Harry Truman und Dwight D. Eisenhower. 1984, bereits als Museumsstück, wurde er von Ronald Reagan nochmal für seine Wiederwahlkampagne genutzt.
Präsidentenwagen US No. 1 „Ferdinand Magellan“ im Gold Coast Railroad Museum
Western Pacific „California Zephyr“ Vista-Dome Car „Silver Crescent“Mit einer vor der Halle stehenden Diesellok wurde uns für einen Obulus eine Rundfahrt angeboten, was wir gerne annahmen. Nachdem ich beim Start des Fahrzeugs durch Betätigung der Schmierölpumpe behilflich sein durfte, wurde bis zur Anschlussweiche an der Homestead Subdivision gefahren. Anschließend ging es noch auf ein südlicheres Gleis im Museumsgelände und wieder zurück. Da die Homestead Subdivision zwar theoretisch weiter nach Süden führt, aber ab hier tot ist, handelt es sich bei der Museumsbahn wohl im die südlichste aktive Eisenbahnanlage des US-amerikanischen Festlands. Leider ist die ehemals südlichste Strecke, die Overseas Railroad nach Key West, ja bereits 1935 nach nur 23 Jahren Betrieb durch einen Hurricane zerstört worden.
Spektakulär: dieser Prellbock markiert den südlichsten Punkt des größten nationalen Eisenbahnnetzes der Welt
Blick auf Museumsstücke im AußenbereichNachdem wir dort fertig waren, ging es mit einem Halt zur Nahrungsaufnahme im nächstgelegenen Panera Bread zurück nach Miami Beach, wo wir noch ein bisschen ins Wasser gesprungen sind und danach das bunte Nachtleben am nahegelegenen Ocean Drive erkundet haben. Seit dem Morgen hatten sich meine gesundheitlichen Probleme vom Vortag zum Glück wieder erledigt.

Abends am Ocean Drive in Miami Beach
Am Folgetag, dem 02.01.25, fuhren wir zunächst wieder in die gleiche Richtung wie am Vortag. Diesmal besuchten wir aber das Besucherzentrum und die umliegenden Parkteile des Biscayne Bay National Park. Der größte Teil dieses Nationalparks spielt sich allerdings im Wasser ab, sodass das nicht sonderlich spektakulär war. Nach weiteren Halten zum Einkaufen und Essen sowie einem Besuch im Fairchild Tropical Botanic Garden machten wir uns auf dem Weg zum Flughafenhotel, in dem wir meine Eltern erwarteten. Nach einer nicht so kurzen Wartezeit konnten wir sie in Empfang nehmen und meine Eltern und jetzigen Schwiegereltern sich zum ersten Mal kennenlernen. Nachdem das erledigt war, ging es zurück zu unserem Hotel in Miami Beach, wo wir nochmal etwas über den Ocean Drive schlenderten und danach den Tag besiegelten.
Am 03.01.25 ging es nach dem späten Frühstück im 11st Diner noch ein bisschen zu Fuß durch Miami Beach, und dann war es auch schon so weit, dass wir uns auf den Weg zum Kreuzfahrthafen machten, um auf dem Schiff einzuchecken. Nach einem ersten Snack war es gegen 16 Uhr auch schon so weit, dass wir ausliefen.
Blick auf Miami vom SchiffDa der erste geplante Halt auf den Bahamas wegen zu starkem Seegang und des Erfordernisses des Austenderns leider kurzfristig ausfiel, starteten wir leider mit zwei vollen Seetagen, bevor wir am 06.01.25 den ersten Hafen in Puerto Rico erreichten.